Also ich bin Euphrasia Holler und ich will Bundespräsidentin werden. Die grundgesetzlichen Voraussetzungen bringe ich mit: ich bin Deutsche, über 40 und ich habe das Recht mich an Bundestagswahlen zu beteiligen. Außerdem verfüge ich über folgende Vorzüge: ich fühle mich unabhängig, ich bin wertekonservativ im positiven Sinne und ich bin Politprofi und hatte damals, als ich ins Amt gewählt wurde einen Rhetorikkurs, den ich später als ich eine PR-Beraterinnen-Ausbildung durchlief, auffrischte.
Dieser Job ist doch gerade richtig für eine Überflüssige – sie kann Gesetze stoppen und kann behutsam die Eventkultur umstimulieren und dem „closed shop“ der Politikerkaste einen bürgerbezogenen Kontrapunkt entgegensetzen.
Für Jemanden wie mich, die sich seit Jahren mit der Mikroökonomie herumquälen muss, kann ich bei den makroökonomie-orientierten angeblichen Leistungsträgern einen Paradigmenwechsel herbeiführen.
Es wird eine Freude sein nach Amtsantritt wieder in Freiheit leben zu dürfen, nach über 5 Jahren Gefangensein in Hartz IV-Regeln. Sie mögen verzeihen, dass ich als Wertekonservative den Wert der Würde jedes Menschen, deren Unantastbarkeit und das Gebot, dass jede und jeder ein finanziell gesichertes, autonomes Leben führen möge, zu meinen Hauptzielen erkläre, da ich Freiheit erst wieder lernen muss, wertzuschätzen.
Ich verpflichte mich, mich immer klar über den Zustand unseres Landes auszudrücken und sie können meine Worte im Gegensatz zu W.’s Worten auf die Goldwaage legen. Nach den Entscheidungen zu den verschiedenen Sparpaketen, kann frau diese Regierung nur noch als asozial bezeichnen, die antisoziales Verhalten belohnt und zur Dissozialität animiert. Deshalb braucht dieses Land eine Präsidentin, die einen Gegenpart lebt, auch wenn sie sonst nur eine modische Feigenblattfunktion hat.
Für meine Verhältnisse werde ich sehr viel Geld verdienen und dieses Salär bekommt frau bis ans Lebensende – Altersarmut ade. Die Präsidentin darf keine Nebenjobs annehmen, kein Gewerbe ausüben und auch sonst keine Funktion begleiten. Was ein Glück, – dass mir Vereinsmeierei schon immer zuwider ist. Aber ich kann viele Initiativen unterstützen und ich werde darauf achten, dass diese Gruppierungen nicht mit der Wohlfahrtsmafia verbandelt sind und trotzdem dem Volk dienlich sind.
Meine Schulden wären bereits nach einem Monat Amtszeit getilgt und um eine gepflegte Optik zu verkörpern, brauch ich nicht viel und für `s staatsfrauliche Image setzen wir schon mal ‚ne Pillbox auf. Also bleibt schon im 2 Monat Geld übrig, um Projekte zu unterstützen.
Außerdem gibt es eine jährliche Aufwandsentschädigung von 78.000 €. Davon werde ich ein kleines Arbeitsbeschaffungsprogramm einrichten, das seinen Namen verdient. 3 Leute werden viel im Land unterwegs sein und die Aufgabe haben, die Missstände aufzuzeichnen und regelmäßige Bulletins zu erstellen, als eine Art gegen den mainstream gebürsteten Journalismus. Die Bulletins gebe ich dann über meine Pressestelle heraus.
Mein Sternchen wird dann präsidiales Katzentier und somit wird in meiner Amtszeit die reduzierte Mehrwertsteuer auf Tiernahrung und Blumen, Bestand behalten. Haustiere und Blumen sind gesundheitsfördernd und so lange die Regierenden weiter im Gesundheitswesen nur rumstümpern, behalten Plüschotherapeuten ihre steuerlichen Privilegien.
Ich wünsche mir, dass Sie meine Kandidatur unterstützen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Euphrasia Holler,
Ihre Kandidatur kann ich von Herzen unterstützen!
Die von Ihnen unterstrichenen Werte empfinde ich ebenfalls als neu zu implementierende Grundlage unserer Gesellschaft.
Desweiteren muss ich Ihnen für Ihre Auffassung des Amtes meine Sympathie ausdrücken! Ihre Vision wirkt mitreissend und überzeugend. Der zentrale Gedanke wirkt bescheiden und zupackend zugleich, so dass auch ich mich gern tatkräftigt beteiligen möchte!
Bitte berücksichtigen Sie beiliegenden Lebenslauf bei der Besetzung der von Ihnen geführten Recherche und Pressestelle – gern wäre ich mit meiner Erfahrung und Integrität bei den hehren Aufgaben von Nutzen.
Hochachtungsvoll,
P.B.